mercoledì 20 giugno 2012

Weitermachen

Die Geschichtenerzähler machen weiter, die Autoindustrie macht weiter, die Arbeiter machen weiter, die Regierungen machen weiter, die Rock’n’Roll-Sänger machen weiter, die Preise machen weiter, das Papier macht weiter, die Tiere und Bäume machen weiter, Tag und Nacht macht weiter, der Mond geht auf, die Sonne geht auf, die Augen gehen auf, Türen gehen auf, der Mund geht auf, man spricht, man macht Zeichen, Zeichen an den Häuserwänden, Zeichen auf der Straße, Zeichen in den Maschinen, die bewegt werden, Bewegungen in den Zimmern, durch eine Wohnung, wenn niemand außer einem selbst da ist, Wind weht altes Zeitungspapier über einen leeren grauen Parkplatz, wilde Gebüsche und Gras wachsen in den liegengelassenen Trümmergrundstücken, mitten in der Innenstadt, ein Bauzaun ist blau gestrichen, an den blauen Bauzaun ist ein Schild genagelt, Plakate ankleben Verboten, die Plakate, Bauzäune und Verbote machen weiter, die Fahrstühle machen weiter, die Häuserwände machen weiter, die Innenstadt macht weiter, die Vorstädte machen weiter. Einmal sah ich eine Reklame für elektrische Schreibmaschinen in einem Schaufenster, worin Büromöbel ausgestellt waren. Ein Comicbildchen zeigte, wie jemand Zeichen in eine Steinplatte schlug, und eine Fotografie zeigte eine Schreibmaschine. Ich war verblüfft. Wo ist der Unterschied, fragte ich mich. Sie wollten mir doch damit einen Unterschied klar machen. Hier sitze ich, an der Schreibmaschine, und schlage Wörter auf das Papier, allein, in einem kleinen engen Mittelzimmer einer Altbauwohnung, in der Stadt. Es ist Samstagnachmittag, es ist Sonntag, es ist Montag, es ist Dienstagmorgen, es ist Mittwoch, es ist Donnerstag, es ist Freitagnachmittag, es ist Samstag und Sonntag. Es ist ein erstaunliches Gefühl, meine ich, das den Verstand erstaunt. Nun erinnere ich mich, an mich selbst, und da gehe ich eine lange Strecke zurück, gehe über warme Asphaltschichten von Seitenstraßen, die Turnschuhe kleben daran, aus einer Musikbox, ganz weit zurück, kommt Rock’n’Roll-Musik und läßt mich die lateinische Übersetzung vergessen. Ich haue ab, trete über verharschte Wiesen im Winter, außerhalb des Ortes, schleppe die Schultasche mit den Büchern mit mir herum, bis Mittag ist und ich zum Mittagessen kann, hellweiße kalte Vormittage in Norddeutschland mit den Wetterberichten nach den Nachrichten. Zwischen den weißen, frischen, zusammengelegten Bettlaken im Schlafzimmerschrank lag immer eine kleine matt-schwarz glänzende Pistole, bequem für eine Handtasche. Und wie war das Wetter, als ich geboren wurde? Meine Eltern waren jung, sie sprachen deutsch. Ich mußte das erst lernen, man wächst immer in eine schon gesprochene Welt rein. Das Lernen macht weiter. Deutsch macht weiter. Wiesen im Winter und warme Asphaltstraßen machen weiter, die Straßenecke macht weiter, die Wetterberichte machen weiter, die Bücher machen weiter, Pistolen, Schultaschen, Turnschuhe machen weiter. Die Nachrichtensprecher machen weiter. Der Sonntag macht weiter. Der Montag macht weiter. Der Postbote macht weiter. Der Dill macht weiter, und die Blätter machen weiter, die Zwiebeln, die Kuh, die Steine, der Film. Der Schallplattenspieler, repariert, macht weiter. Auch die Interpretationen machen weiter. Es sind die Bücher. Ich muß bei diesem Satz sehr lachen. Das Lachen ist angenehm. Als ich in einem gräßlich eingerichteten Apartment in Austin morgens gegen fünf Uhr auf dem vollgepackten Koffer kniete und die Kofferschlösser zuzukriegen versuchte, hörte ich aus dem Radio ein Lied, das mir sofort, nachdem es angefangen hatte, gefiel. Ich stelle das Lied, so wie ich es nach der Schallplatte aufgeschrieben habe, als erstes Gedicht hierher, denn mir gefällt es noch immer, und ich denke, daß das Lied gut als Zitat für meine Gedichte paßt. Der Beifall macht weiter, die Wörter machen weiter, die Knöpfe machen weiter, der Stoff macht weiter, das Marihuana macht weiter, was hat die Grammatik mit Marihuana zu tun? Das Marihuana war sanft und würzig. Die teueren Vororte sind durch Stille gesichert. Manchmal gibt es dort keine Fußgängerwege, und nur manchmal sieht man, beim Hindurchgehen, ein erhelltes Fenster, ganz oben, unterm Dach. Davor werden Bäume bewegt. Im Moment habe ich keinen Hunger, obwohl ich weiß, daß der Hunger weitermacht, der Moment weitermacht, die Erde weitermacht, die sozialen Lagen machen weiter, und der Hund, der in der Nachbarwohnung eingesperrt ist und schon den ganzen Morgen bellt, macht weiter. Die Erklärung ist sinnlos. Der Finger ist sprachlos‘, wie R. D. Laing sagt. Ich blättere durch Bücher. Ich fliege etwas und sehe: ‚So wie der Nahrungstrieb sich subjektiv als Hunger und objektiv als ‚Tendenz‘ zur Erhaltung des Individuums präsentiert, so der Sexualtrieb subjektiv als Bedürfnis nach Sexualbefriedigung und objektiv als ‚Tendenz‘ zur Erhaltung der Art. Diese ‚objektiven Tendenzen‘ sind aber keine konkreten Gegebenheiten, sondern bloß Annahmen. Es gibt in Wirklichkeit ebensowenig eine Tendenz zur Erhaltung der Art wie eine solche zur Erhaltung des Individuums.‘ Erstaunlicher Wilhelm Reich, schöne Sexualität, die weitermacht, und tatsächlich, Utopia ist eine Kiste. Das Geld macht weiter, und die Zusammenbrüche, wie die Songs weitermachen. Ich hätte gern viele Gedichte so einfach geschrieben wie Songs. Leider kann ich nicht Gitarre spielen, ich kann nur Schreibmaschine schreiben, dazu nur stotternd, mit zwei Fingern. Vielleicht ist mir aber manchmal gelungen, die Gedichte einfach genug zu machen, wie Songs, wie eine Tür aufzumachen, aus der Sprache und den Festlegungen raus. Mag sein, daß deutsch bald eine tote Sprache ist. Man kann sie so schlecht singen. Man muß in dieser Sprache meistens immerzu denken, und an einer Stelle hörte ich, wie jemand fluchte: Ihr Deutschen mit Euren Todeswünschen, wenn Ihr sprecht! Bezogen auf die Erfindung der Psychoanalyse stimmt das. Was für Entzückungen eine Straße entlangzugehen, während die Sonne scheint. Die Gedichte, die ich hier zusammengestellt habe, sind zwischen 1970 und 1974 geschrieben worden, zu den verschiedensten Anlässen, an den verschiedenen Orten, ob sie gut sind? fragst Du. Es sind Gedichte. Auch alle Fragen machen weiter, wie alle Antworten weitermachen. Der Raum macht weiter. Ich mache die Augen auf und sehe auf ein weißes Stück Papier.

Rolf Dieter Brinkmann, 11./12. Juli 1974, Köln
Vorbemerkung zu Westwärts 1&2 - Gedichte, Rohwolt, 2005



I narratori continuano, l'industria automobilistica continua, i lavoratori continuano, i governi continuano, le canzoni di rock'n'roll continuano, i prezzi continuano, la carta continua, gli animali e gli alberi continuano, l'alternarsi di giorno e notte continua, sorge la luna, sorge il sole, si aprono gli occhi, si aprono le porte, si apre la bocca, si parla, si fanno segni, si fanno segni alle pareti di casa, segni per strada, segni sulle macchine che si mettono in movimento, movimenti nelle stanze, attraverso un appartamento, quando non c'è nessuno a parte se stesso, il vento fa volare vecchia carta di giornali su un vuoto parcheggio grigio, cespugli selvatici ed erba matta crescono nei terreni abbandonati pieni di macerie, in mezzo alla città, una palizzata è dipinta di blu, alla palizzata blu è inchiodato un cartello, Divieto di Affissione, palizzate e divieti continuano, gli ascensori continuano, le pareti di case continuano, il centro cittadino continua, le periferie continuano. Una volta ho visto una pubblicità per macchine per scrivere elettriche in una vetrina in cui erano messi dei mobili per ufficio. Un fumetto mostrava qualcuno che incideva una lastra di pietra e una fotografia mostrava una macchina per scrivere. Sono rimasto interdetto. Dov'è la differenza, mi chiedevo. Eppure me ne volevano mostrare la differenza. Mi trovo seduto qui, alla macchina per scrivere, e batto parole sulla carta, da solo, in una piccola, stretta, camera centrale di un appartamento di un vecchio stabile, in città. È sabato pomeriggio, è domenica, è lunedì, è martedì mattina, è mercoledì, è giovedì, è venerdì pomeriggio, è sabato e domenica. È un sentimento stupefacente, voglio dire che stupisce l'intelletto. Ora mi ricordo, di me stesso, e allora torno indietro per un lungo tratto, procedo su caldi strati di asfalto di strade laterali, le scarpe da ginnastica vi si appiccicano, da un carillon, molto lontano alle mie spalle, arriva della musica rock'n'roll e mi fa scordare la traduzione latina. Me la svigno, calpesto prati innevati in inverno, trascino in giro la cartella con i libri finché arriva mezzogiorno e posso mangiare, fredde mattine abbaglianti nella Germania settentrionale con le previsioni del tempo dopo le notizie. Tra le bianche, fresche lenzuola riposte nell'armadio della camera da letto c'era sempre una piccola pistola nero opaco, perfetta per una borsetta. E che tempo faceva, quando sono nato? I miei genitori erano giovani, parlavano tedesco. Ho dovuto dapprima apprenderlo, si cresce sempre dentro ad un mondo già parlato. L'apprendimento continua. Il tedesco continua. I prati in inverno continuano e le calde strade asfaltate continuano, l'angolo della strada continua, le previsioni del tempo continuano, i libri continuano, le pistole, le cartelle, le scarpe da ginnastica continuano. I presentatori del telegiornale continuano. La domenica continua. Il lunedì continua. Il postino continua. L'aneto continua e le foglie continuano, le cipolle, la mucca, le pietre, il film. Il giradischi, riparato, continua. Anche le interpretazioni continuano. Sono i libri. Giunto a questa frase devo ridere molto. Il riso è piacevole. Quando mi sono inginocchiato verso le cinque di mattina su una valigia strapiena in un appartamento di Austin arredato orrendamente e ho cercato di chiudere i lucchetti della valigia, ho sentito una canzone alla radio che mi è piaciuta subito, fin dalle sue prime note. Metto la canzone, nella versione che ho trascritto ascoltandone il disco, come prima poesia perché mi piace ancora, e penso che la canzone sia adatta come citazione alle mie poesie. L'applauso continua, le parole continuano, i bottoni continuano, il tessuto continua, la marijuana continua, cosa c'entra la grammatica con la marijuana? La marijuana era lieve e aromatica. I sobborghi cari sono garantiti dal silenzio. Qualche volta lì non ci sono percorsi pedonali, e solo qualche volta si vede, passandovi, una finestra illuminata, in alto in alto, sotto il tetto. Davanti ondeggia il fogliame degli alberi. Al momento non ho fame, nonostante sappia che la fame continua, il momento continua, la Terra continua, le condizioni sociali continuano e il cane che è rinchiuso nell'appartamento dei vicini e sta abbaiando tutta la mattina continua. "Il chiarimento non ha senso. Il dito è privo di parola", come ha detto R. D. Laing. Sfoglio libri. Sorvolo qualcosa e mi soffermo su: "Così come la pulsione per il cibo si presenta soggettivamente come fame e oggettivamente come ‚tendenza‘ alla conservazione dell'individuo, così la pulsione sessuale si presenta soggettivamente come bisogno di liberazione sessuale e oggettivamente come ‚tendenza‘ alla conservazione della specie. Queste ‚tendenze oggettive‘, però, non sono dati di fatto concreti, ma mere ipotesi. C'è in realtà tanto poca tendenza alla conservazione della specie quanta tendenza alla conservazione dell'individuo". Strabiliante Wilhelm Reich, bella sessualità che continua e, in effetti, l'utopia è una cassa. Il denaro continua e i tracolli, così come le canzoni, continuano. Avrei desiderato scrivere molte poesie semplicemente come canzoni. Purtroppo non sono capace di suonare la chitarra, so solo scrivere a macchina, e in più solo a balbettii, con due dita. Forse, però, qualche volta mi è riuscito di realizzare abbastanza le poesie semplicemente come canzoni, come aprire una porta, lontano dalla lingua e dalle limitazioni. Può essere che il tedesco sia presto una lingua morta. La si può cantare così male. Si deve pensare quasi ininterrottamente in questa lingua e in un posto ho sentito qualcuno imprecare: voi tedeschi con i vostri desideri di morte, quando parlate! Con riferimento all'invenzione della psicoanalisi, è corretto. Che entusiasmo percorrere una strada quando splende il sole. Le poesie che ho raccolto qui sono state scritte tra il 1970 e il 1974, nelle occasioni più diverse, nei diversi posti, se sono belle? chiedi. Sono poesie. Anche tutte le domande continuano, così come tutte le risposte continuano. Lo spazio continua. Apro gli occhi e lo sguardo si posa su un pezzo di carta.

Rolf Dieter Brinkmann, 11-12 luglio 1974, Colonia
Premessa a Westwärts 1&2 - Gedichte, Rohwolt, 2005


Il testo posto all'inizio della raccolta di poesie è quello di Plane, too di Loudon Wainwright III, di cui ho trovato una cover:
  
La citazione è tratta da Wilhelm Reich, Der Einbruch der sexuellen Zwangsmoral: zur Geschichte der sexuellen ÖkonomieKiepenheuer & Witsch, 1972.
Il mio debole per Brinkmann continua.
C'era una lista elettorale, al mio liceo, intitolato fantasiosamente a Petrarca, il cui nome era a prima vista velleitario: panta rei, Petrarca manetA me sembrava una specie di condanna a morte, il fatto che il liceo non scorresse.

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