sabato 22 settembre 2012

Auf Wiedersehen in meinem neunten Gefängnis

Wronke, den 20. Juli 1917.

Sonitschka, mein Liebling, da mein Ableben hier sich doch länger hinzieht, als ich ursprünglich annahm, sollen Sie noch einen letzten Gruß aus Wronke kriegen. Wie konnten Sie denken, ich würde Ihnen keine Briefe mehr schreiben! In meiner Gesinnung Ihnen gegenüber hat sich nichts geändert, konnte sich nichts ändern. Ich schrieb nicht, weil ich Sie seit der Abreise von Ebenhausen im Trubel von tausenderlei Dingen wußte, zum Teil wohl auch, weil ich vorübergehend nicht in Stimmung war.
Daß es mit mir nach Breslau geht, wissen Sie wohl schon. Hier habe ich heute früh von meinem Gärtlein Abschied genommen. Das Wetter ist grau, stürmisch und regnerisch, am Himmel jagen zerfetzte Wolken, und doch habe ich meinen üblichen Frühspaziergang heute in vollen Zügen genossen. Ich nahm Abschied von dem gepflasterten, schmalen Weg an der Mauer entlang, auf dem ich nun fast neun Monate hin- und hergelaufen bin, in dem ich nun schon jeden Stein und jedes Unkräutlein, das zwischen den Steinen wächst, genau kenne. An den Pflastersteinen interessieren mich die bunten Farben: rötlich, bläulich, grün, grau. Namentlich in dem langen Winter, der so sehr auf ein bißchen lebendiges Grün warten ließ, haben meine farbenhungrigen Augen sich an den Steinen ein wenig Buntheit und Anregung zu schaffen gesucht. Und jetzt im Sommer erst, da gab es zwischen den Steinen so viel Eigenartiges und Interessantes zu sehen! Hier hausen nämlich massenhaft wilde Bienen und Wespen. Sie bohren zwischen den Steinen nußgroße, runde Löcher und weiter tiefe Gänge hinein, schaffen dabei die Erde von innen an die Oberfläche und schichten sie zu ganz hübschen Häuflein auf. Drinnen legen sie ihre Eier und arbeiten Wachs und wilden Honig; es ist ein beständiges Hineinschlüpfen und Herausfliegen und ich mußte beim Spazierengehen sehr aufpassen, um die unterirdischen Wohnungen nicht zu verschütten. Dann ziehen an mehreren Stellen die Ameisen quer über den Weg gerade ihre Pfade, auf denen sie beständig hin- und herlaufen, so auffallend gradlinig, wie wenn sie den mathematischen Satz im Leibe hätten, daß die gerade Linie die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten ist (was zum Beispiel primitiven Völkern völlig unbekannt ist). Dann wuchert das üppigste Unkraut an der Mauer; die einen Pflänzlein schon verblüht und in Flocken zerflatternd, die anderen unermüdlich weiter knospend. Dann gibt es eine ganze Generation junger Bäumchen, die in diesem Frühjahr, unter meinen Augen, auf der Erde mitten am Weg oder an der Mauer emporgesprossen sind; eine kleine Akazie, offenbar von einer heruntergefallenen Schote des alten Baumes heuer aufgekeimt. Mehrere kleine Silberpappeln, gleichfalls erst seit Mai auf der Welt, aber schon im üppigen Schmuck weißgrüner Blätter, die sie im Sturme zierlich wiegen, ganz wie die alten. Wievielmal habe ich ihren Weg durchmessen, wie Verschiedenes dabei innerlich erlebt und gedacht! Im strengen Winter, nach frischem Schneefall, habe ich oft erst mit meinen Füßen mir einen Pfad gebahnt, dabei begleitet von meiner geliebten, kleinen Kohlmeise, die ich im Herbst wiederzusehen hoffte und die mich nicht mehr finden wird, wenn sie an den bekannten Futterplatz am Fenster kommt. Im März, als wir mitten unter hartem Frost ein paar Tage Tauwetter kriegten, verwandelte sich mein Weg in ein Flüßchen. Ich weiß noch, wie unter dem lauen Wind sich auf der Wasserfläche kleine Wellchen kräuselten, und die Backsteine der Mauer sich darauf lebhaft und blank spiegelten. Dann kam endlich der Mai und das erste Veilchen an der Mauer, das ich Ihnen schickte.
Wie ich so heute hinüber wanderte, betrachtete und sann, summte mir im Kopf immerzu der Vers von Goethe:
»Merlin der Alte im leuchtenden Grabe
wo ich als Jüngling gesprochen ihn habe ...«
Sie kennen das ja weiter. Das Gedicht stand natürlich in gar keinem Zusammenhang mit meiner Stimmung und dem, was mich innerlich beschäftigte. Es war nur die Musik der Worte und der seltsame Zauber des Gedichtes, was mich in Ruhe wiegte. Ich weiß selbst nicht, woher es kommt, daß ein schönes Gedicht, besonders Goethe, bei jeder starken Erregung oder Erschütterung auf mich so tief einwirkt. Es ist schon fast eine physiologische Wirkung, als wenn ich ein köstliches Getränk mit durstenden Lippen schlürfte, das mich innerlich kühlt und Leib und Seele gesund macht. Das Gedicht aus dem westöstlichen Divan, das Sie in Ihrem letzten Brief erwähnen, kenne ich nicht; schreiben Sie es mir bitte ab. Und noch eins möchte ich seit langem haben, das in meinem hiesigen Goethebändchen fehlt, »Blumengruß«. Das ist ein kleines Gedichtlein von vier bis sechs Zeilen, ich kenne es aus einem Wolffschen Lied, das unbeschreiblich schön ist. Namentlich der Schlußvers, etwa so:
»Ich habe sie gepflücket
In heißer Sehnsuchtsqual,
Ich habe sie ans Herz gedrücket,
Ach, wohl eintausendmal!«
Das klingt in der Musik so heilig, zart und keusch, wie ein Niederknien in stummer Anbetung. Aber ich weiß den Text nicht mehr und möchte ihn haben.
Gestern abend, so um neun, habe ich noch ein herrliches Schauspiel gehabt. Ich bemerkte von meinem Sofa aus in der Fensterscheibe den leuchtenden Reflex einer Rosafarbe, die mich überraschte, da der Himmel ganz grau war. Ich lief zum Fenster und blieb wie gebannt stehen. Auf dem völlig grauen Einerlei des Himmels türmte sich im Osten eine große Wolke von so überirdisch schöner rosa Farbe, so allein für sich losgelöst von allem, daß sie wie ein Lächeln aussah, wie ein Gruß aus unbekannter Ferne. Ich atmete wie befreit auf und streckte unwillkürlich beide Hände dem zauberhaften Bild entgegen. Wenn es solche Farben, solche Formen gibt, dann ist das Leben schön und lebenswert, nicht wahr? Ich sog mich mit den Blicken fest an das leuchtende Bild und verschlang jeden rosigen Strahl aus ihm, bis ich plötzlich selbst über mich auflachen mußte. Herr Gott, der Himmel und die Wolken und die ganze Schönheit des Lebens bleiben doch nicht in Wronke, daß ich von ihnen Abschied zu nehmen brauchte; nein, sie gehen mit mir fort und bleiben mit mir, wo ich auch bin und so lange ich lebe.
Bald berichte ich Ihnen von Breslau, besuchen Sie mich dort, sobald Sie können. Grüßen Sie herzlich Karl.
Ich umarme Sie vielmals. Auf Wiedersehen in meinem neunten Gefängnis.
Ihre treue
Rosa.



Wronke, 20 luglio 1917

Sonitschka, tesoro mio, siccome la mia non vita qui si protrae più di quanto inizialmente immaginassi, deve ricevere ancora un ultimo saluto da Wronke. Come ha potuto mai pensare che non Le avrei più scritto delle lettere! I miei sentimenti nei Suoi confronti non sono cambiati di una virgola, non sono potuti cambiare. Non ho scritto solo perché, fin dalla Sua partenza da Ebenhausen, La sapevo presa da mille faccende, ed in parte anche perché non ero al momento nella giusta disposizione d'animo.
Certamente saprà che mi trasferiscono a Breslau. Qui stamattina ho detto addio al mio giardinetto. Il tempo è grigio, tempestoso e piovoso, nel cielo si rincorrono spezzoni di nuvole, ma ho approfittato lo stesso fino in fondo della mia consueta passeggiata mattutina. Ho anche detto addio allo stretto sentiero selciato che si snoda a fianco del muro, su cui ho passeggiato avanti ed indietro quasi nove mesi e di cui ormai conosco con precisione ogni pietra ed ogni piccola erbaccia che cresce tra le pietre. Delle pietre del selciato mi interessa la varietà dei colori: rossicci, bluetti, verdi, grigi. Specie nel lungo inverno, che ha fatto agognare così tanto un po' di vitale verde, i miei occhi affamati di colori hanno cercato di inventare un po' di varietà cromatiche e stimoli osservando le pietre. E appena ora, in estate, tra quelle pietre si sono rivelate ai miei occhi cose così singolari ed interessanti! Vi abitano infatti colonie di api selvatiche e vespe. Ricavano tra le pietre fori rotondi, grandi come noci e, a partire da questi, profonde gallerie; risalgono poi dal fondo della terra alla superficie e creano, strato dopo strato, dei graziosi mucchietti di terra. Dentro vi depongono le uova e lavorano cera e miele selvatico; è tutto un continuo infilarvisi e volarne via e ho dovuto prestare molta attenzione, camminandovi sopra, per evitare di seppellire le tane sotterranee. Poi, in più punti, il sentiero è attraversato dai percorsi diritti delle formiche, su cui si spostano avanti e indietro senza posa, in modo così vistosamente rettilineo, quasi albergassero nel corpo il teorema matematico secondo cui il percorso più breve tra due punti è quello della retta (cosa che per esempio ai popoli primitivi è del tutto ignota). Poi, lungo il muro, si propagano le erbacce più esuberanti; le une fanno già appassire una piantina e la disintegrano in fiocchi, le altre continuano a sbocciare, instancabili. Poi c'è tutta una generazione di alberelli più giovani, che questa primavera sono spuntati sotto i miei occhi sulla terra, in mezzo al sentiero o lungo il muro; quest'anno germoglia una piccola acacia, evidentemente da un baccello caduto dal vecchio albero. Diversi piccoli pioppi bianchi, poi, anch'essi al mondo appena da maggio, ma già nel rigoglioso ingioiellarsi delle foglie biancoverdi, che al vento librano con grazia, proprio come le vecchie. Quante volte ho misurato con i miei passi tutta la loro estensione, quanti diversi sentimenti ho avvertito e considerato! Nel rigido inverno, appena dopo una nevicata, spesso ho spianato con i miei passi un cammino facendomi accompagnare dalla mia amata piccola cinciallegra, che speravo di rivedere in autunno e che invece non mi troverà più, quando ritornerà alla finestra dove tante volte le ho dato da mangiare. A marzo, quando nel bel mezzo del gelo più rigido abbiamo avuto il sollievo di un paio di giorni più tiepidi, il mio sentiero si è trasformato in un fiumiciattolo. Ricordo ancora come, accarezzata dal vento tiepido, la superficie dell'acqua si increspava in piccole onde, e i mattoni del muro vi si rispecchiavano nitidi e vividi. Poi, alla fine di maggio, è arrivata la prima violetta a fianco del muro, quella che Le ho spedito.
Oggi, camminando laggiù ed osservando, assorta nei miei pensieri, continuavano ad affiorarmi alla mente i versi di Goethe:
»Il vecchio Merlino nella tomba luminosa
dove da ragazzo mi confidai...«
Sa sicuramente come proseguono. La poesia, ovviamente, non aveva niente a che fare con il mio stato d'animo e con ciò che occupava la mia mente. Era solo la musica delle parole e la singolare magia della poesia che mi cullava, tranquillizzandomi. Non so nemmeno io com'è che una bella poesia, specie di Goethe, possa avere un tale profondo effetto in me ogni volta che sono molto agitata o turbata. È quasi un effetto fisiologico, come se sorseggiassi con labbra assetate una deliziosa bevanda in grado di darmi refrigerio e rimettere in salute anima e corpo. La poesia dal Divano occidentale-orientale, cui accenna nella Sua ultima lettera, non la conosco: potrebbe trascrivermela? E ce n'è ancora una che desidererei avere da molto tempo, perché manca, nel volumetto di Goethe che ora ho con me: »Saluto floreale«. È una piccola poesiola con da quattro a sei versi, la conosco da una canzone di Wolf, che è indescrivibilmente bella, in particolare la strofa finale, che fa più o meno così:
»Li ho colti
struggendomi di nostalgia,
Al mio cuore li ho stretti,
Ah, migliaia di volte!«
Nella musica c'è qualcosa che suona di così sacro, delicato e puro, come una genuflessione in una preghiera muta. Ma non me ne ricordo più il testo e vorrei riaverlo.
Ieri sera, verso le nove, ho assistito ancora ad uno spettacolo meraviglioso. Dal divano ho notato, attraverso la finestra, il riflesso luminoso di una sfumatura rosa che mi ha sorpresa, perché il cielo era tutto grigio. Mi sono avvicinata alla finestra e vi sono rimasta incantata. Sul piattume monotono del cielo completamente grigio, si stagliava ad est una nuvola immensa, di un colore così stupendamente soprannaturale, così distante da tutto il resto, da sembrare un sorriso, una specie di saluto da una lontananza ignota. Ho respirato profondamente, come liberata, e ho allungato automaticamente entrambe le mani verso quell'immagine così incantevole. Se esistono colori e forme come quelli, allora la vita è bella e meritevole di essere vissuta, no? Ho aderito con lo sguardo fisso all'immagine luminosa per assorbirne ogni singolo raggio rosa finché, all'improvviso, ho dovuto ridere di me stessa. Dio mio, il cielo e le nuvole e tutta la bellezza della vita non restano mica a Wronke, non dovevo mica congedarmi anche da tutto questo; no, questi proseguono con me e rimarranno con me, ovunque io sia, finché vivrò.
Le scriverò presto da Breslau; venga a visitarmi laggiù, non appena Le riesce. Mi saluti caramente Karl.
Tanti abbracci. Arrivederci nella mia nona prigione.
La Sua fedele
Rosa.

Gliela mandiamo? Gliela mandiamo.

Blumengruß

Der Strauß, den ich gepflücket,
Grüße dich vieltausendmal!
Ich habe mich oft gebücket,
Ach, wohl eintausendmal,
Und ihn ans Herz gedrücket

Wie hunderttausendmal!

J. W. Goethe
Wolfs Lied

Saluto floreale

Il mazzo di fiori che ho colto
ti porga i miei saluti a migliaia e migliaia!
Mi sono spesso chinato,
Ah, senz'altro un migliaio di volte,
E al mio cuore l'ho stretto
Almeno centinaia di migliaia di volte!

2 commenti:

  1. Carissima Francesca,
    non so come ringraziarti per la bellissima lettera dal carcere scritta da Rosa Luxemburg che non conoscevo. Mi sono commosso tanto nel leggerla. Mi sono tornate alla mente quelle di Gramsci. Anche lui, in galera, riusciva a pensare alle rose...
    Un abbraccio

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  2. Ce l'hai fatta, Francesco, ce l'hai fatta a ringraziarmi.
    Ciao,
    F.

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